20 Temmuz 2016 Çarşamba

Heidelberg - 15.07.2016: Tagung – 55 Jahre Migration aus der Türkei nach Deutschland: Muttersprache – Herkunftssprache – Fremdsprache? Die Zukunft des Türkischen in Baden-Württemberg



@VeliAkademisiHD - Am 15.07.2016 wurde in der AULA der Pädagogischen Hochschule Heidelberg eine Tagung anlässlich des 55. Jahrestages der Gastarbeiteranwerbung aus der Türkei nach Deutschland durchgeführt. Dementsprechend lautete der Titel: 55 Jahre Migration aus der Türkei  nach Deutschland: Muttersprache – Herkunftssprache – Fremdsprache? Die Zukunft des Türkischen in Baden-Württemberg.


Die Tagung wurde vom Heidelberger Zentrum für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik (Hei-MaT) an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ausgerichtet. Ziel der Veranstalter war es, anlässlich des Jahrestages ein Resümee zu ziehen und aufzuzeigen, wie sich die Herkunftssprachen während des fünfzigjährigen Migrationsprozesses im deutschen Bildungssystem platzieren konnten. Zu diesem Zweck wurde der Blick auf verschiedene schulische Modelle gerichtet, in deren Rahmen die migrantischen Herkunftssprachen angeboten werden.


In seinem Grußwort wies Prof. Dr. Hans-Werner Huneke, Rektor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, auf die Bedeutung des Tagungsthemas hin und bezeichnete die Integration von türkischstämmigen Migranten in die deutsche Gesellschaft als gelungen.


Das zweite Grußwort des Tages sprach Erhan Sengül als Vertreter des „T. C. Başbakanlık Yurtdışı Türkler ve Akraba Topluluklar Başkanlığı“, dem Amt für die im Ausland lebenden Türken und verwandter Volksgruppen. In seiner Rede wies er darauf hin, dass es im Interesse beider Länder sein müsse, dass die Bildungsintegration türkischstämmiger Migranten weiter zunehme und die Sprachkompetenz in beiden Sprachen – Deutsch und Türkisch – erhalten werde, auch weil beide Länder eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit pflegten und über 6.000 deutsche Unternehmen Niederlassungen in der Türkei hätten. Sein Amt sei bereit, Vorhaben zu unterstützen, welche das Erlernen von  Herkunftssprachen in schulisch-pädagogischen Kontexten ermöglichten.


Prof. Dr. Havva Engin präsentierte im Rahmen der Tagung die Ergebnisse ihrer repräsentativen Befragung von Schülerinnen und Schülern zu deren alltäglichen Sprachpraxis, die in Baden-Württemberg, Landesteil Baden, den Türkischunterricht in Verantwortung der konsularischen Vertretung besuchen.


Gemäß dem Veranstaltungstitel widmete sich die Tagung im weiteren Fortgang der Rolle und Bedeutung von Herkunftssprachen in Bildungsinstitutionen aus unterschiedlichen bildungspolitischen Perspektiven.


Schulrätin Miriam Aakerlund, welche das Thema aus der Perspektive des Staatlichen Schulamtes Mannheim beleuchtete, wies darauf hin, dass für die Integration der Türkisch-Lehrkräfte in die Schulkollegien Deutschkenntnisse unabdingbar seien. Insbesondere in den letzten beiden Jahren seien vermehrt Türkischlehrkräfte gekommen, die kein bzw. wenig Deutsch sprächen, woraus sich Schwierigkeiten in der administrativen Orientierung in den Schulen ergäben.


Die Perspektive der Migrantenselbstorganisationen wurde von Kemal Ülker als Vertreter der Föderation der Vereine der Türkischen Elternbeiräte in Baden und Frau Ayten Kilicarslan vom DITIB Bundesverband erläutert.


Beide wiesen auf die herausragende Rolle der Eltern bzw. der Familie für den Erhalt der Herkunftssprachen hin und begrüßten die Studienergebnisse nach lebensweltlicher Zweisprachigkeit der befragten Schülerinnen und Schüler. Sie sprachen sich dezidiert für die Überführung der migrantischen Herkunftssprachen in den schulischen Fremdsprachenkanon aus.


In der abschließenden Diskussionsrunde wies Catherine Mechler-Dupouey vom Heidelberger Ausländer-/Migrationsrat auf die Schwierigkeiten von zahlenmäßig kleineren Migrationssprachen in der Rhein-Neckar Region hin. Nahezu alle Migrantencommunities versuchten, Unterricht in den jeweiligen Herkunftssprachen anzubieten. Jedoch würden ihnen – aufgrund fehlender Ressourcen wie fehlende Unterrichtsräume, fehlendes zweisprachiges Unterrichtsmaterial sowie fehlende Lehrkräfte – viele Grenzen gesetzt.  Sie sprach sich daher für eine Bündelung der bildungspolitischen Aktivitäten der Migrantengemeinden in diesem Bereich aus.



Die an der Diskussionsrunde teilnehmenden Politiker, Manfred Kern von Bündnis 90/Grüne und Dr. Stefan Fulst-Blei von der SPD betonten in ihren Statements die Bedeutung von Herkunftskulturen und Herkunftssprachen für die hiesige Gesellschaft und sprachen sich ebenfalls dafür aus, dass zahlenmäßig große Migrationssprachen als schulische Fremdsprachen angeboten werden sollten.


Die Tagung schloss mit einem informellen Miteinander, in dessen Rahmen die Gespräche auf persönlicher Ebene weiter geführt wurden. @VeliAkademisiHD

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